Dienstag, 24. Dezember 2013

Weihnachten in Abschiebehaft


Täglich reisen Hunderte Migranten aus Mittelamerika Richtung Norden durch Mexiko bis in die USA auf der Suche nach einem würdevollen Leben oder auf der Flucht vor der Gewalt in ihren Heimatländern. Ohne Papiere reisen die moisten auf dem Dach eines Güterzuges, wo sie den Behörden und kriminellen Banden hilflos ausgeliefert sind. Die Reise durch Mexiko wird von Tag zu Tag gefährlicher, besonders für Frauen und Kinder, die regelmässig Opfer von Missbrauch, Vergewaltigung und Menschenhandel sind.
Um ein Minimum an Sicherheit zu gewährleisten und die Gefahren des Weges zu vermindern verliess am vergangenen Donnerstag den 19.12. ein Kleinlaster mit 20 Migranten aus Honduras, El Salvador und Guatemala die Migrantenherberge “Brüder und Schwestern des Weges” in Ixtepec, im Süden Mexikos auf dem Weg nach Mexiko Stadt weiter im Norden. Die Reise war lange geplant und wurde auf der Grundlage humanitärer Hilfe und mit dem Rückhalt von verschiedenen Menschenrechtsnstanzen durchgeführt. Dennoch wurde der Lkw auf halber Strecke, kurz vor der Stadt Oaxaca von einer Einheit der nationalen Migrationsbehörde gestoppt und alle Insassen festgenommen. Unter den Gefangenen befinden sic hunter anderen Don Rodrigo, ein Migrant aus Guatemala in fortgeschrittenem Alter und gesundheitlichen Problemen, die zweijährige Victoria aus Honduras und viele andere Menschen deren einziges Verbrechen es war keine Papiere zu haben.
Bis jetzt befinden sich alle im Migrantengefängnis von Oaxaca und es ist sehr wahrscheinlich, dass sie dort Weihnachten und Neujahr verbringen warden, um danach nach Mittelamerika abgeschoben zu warden. Viele der Festgenommenen sind in ihren Heimatländern Morddrohungen von kriminellen Banden ausgesetzt und eine Rückkehr nach Hause bedeutet eine acute Gefahr für ihr Leben.
Aus der Herberge für Migranten “Brüder und Schwestern des Weges” in Ixtepec , Mexiko schreibe ich euch mit der Bitte warden eurer Weihnachtsfeier zu Hause für einen kurzen Moment an all die Menschen zu denken, die in dieser Nacht nicht bei ihrer Familie sein können, an die die in Gefängnissen Misshandlungen und Demütigungen ausgestzt sind oder die in der Einsamkeit der Eisenbahngleise und in der Kälte der mexikanischen Wüstennacht Weihnachten verbringen.
Wann werden die Behörden verstehen, dass Migranten keine Verbrecher sind? Wann warden sie verstehen, dass die Grenzen Erfindung von Menschen und ungerecht sind? Wann werden wir Menschen verstehen, dass Hass und Gewalt nur noch mehr Tot mit sich bringt?

In Gedanken mit der ganzen Menschheitsfamilie verbunden schicke ich euch die herzlichsten Weihnachtsgrüsse und Gottes reichen Segen an diesem Fest sowie die besten Wünsche für dieses neue Jahr für euch und eure Lieben.
Bis bald,

Benjamin


Die zweijährige Victoria aus Honduras verbrngt Weihnachten in einem mexikanischen Gefängnis


Der Lkw der 20 Migranten nach Mexiko Stadt bringen sollte


Migranten aus El Salvador, Honduras und Guatemala auf der Flucht


Mittwoch, 16. Oktober 2013

Erzbischof von San Salvador schließt Menschenrechtsbüro 'Tutela Legal'

San Salvador. Am vergangenen 30. September hat der Erzbischof von San Salvador, José Luis Escobar Alas, ohne Vorankündigung das Menschenrechtsbüro ‚Tutela Legal‘ der Erzdiözese geschlossen und alle Angestellten fristlos entlassen.
Das Menschenrechtsbüro wurde 1977, am Vorabend des salvadorianischen Bürgerkrieges, vom damaligen Erzbischof und Volksheiligen Oscar Arnulfo Romero gegründet, um über die Wahrung der Menschenrechte zu wachen und der Bevölkerung, die der staatlichen Repression hilflos ausgeliefert war, rechtlichen Beistand zu leisten. Unter dem Namen ‚Tutela Legal‘ wurde besagtes Büro bald weltweit zu einer Vorzeigeinstitution, die über Jahre hinweg über 50.000 Fälle von Menschenrechtsverletzungen registrierte, archivierte und ermittelte. Noch bis zur Schließung Ende September war ‚Tutela Legal‘ Rechtsvertreterin der Opfer von ‚El Mozote‘, dem blutigsten Massaker in der jüngeren Geschichte Lateinamerikas im Jahr 1981, die bis dato keinerlei Anerkennung vom Staat erhalten haben.
Die Informationspolitik des Erzbistums ist bislang diffus. Unmittelbar nach der Schließung äußerte sich der Würdenträger widersprüchlich. Zunächst erklärte Escobar Alas, das Menschenrechtsbüro hätte „heutzutage keinerlei Daseinsberechtigung mehr“. Bald darauf versicherte er die Institution lediglich modernisieren zu wollen, um wenige Tage später seine Entscheidung mit Korruptions- und Untreuevorwürfen gegenüber dem Personal zu rechtfertigen. Die Polemik verschärfte sich noch durch das kurz zuvor gefällte Urteil des Obersten Gerichtshofes über die Verfassungswidrigkeit des Amnestiegesetzes von 1993, was die Wiederaufnahme von zahlreichen Fällen von Kriegsverbrechen bedeuten könnte.
Am darauffolgenden Sonntag, dem 6. Oktober, versammelten sich vor der Hauptstadtkathedrale mehr als 1000 Menschen und 29 Gruppierungen der Zivilgesellschaft, darunter Studenten, Ordensleute, Opferverbände und Überlebende des Bürgerkrieges, um auf friedliche Weise ihren Unmut über das Vorgehen des Erzbischofs zu äußern und „umarmten“ in einem symbolischen Akt ihre Kirche. Personal des Erzbistums versperrten daraufhin den Zugang zur Krypta der Kathedrale, wo sich das Grab von Erzbischof Romero befindet und wo Vertreter von Basisgemeinden jeden Sonntag in dessen Gedenken Eucharistie feiern. Der Gottesdienst musste abgesagt werden. Die Bevölkerung ließ sich jedoch nicht entmutigen. Wenngleich nicht in der Kirche, so kam das „gekreuzigte Volk“ an jenem Sonntag dennoch zu seiner Kommunion. Draußen in den Straßen des Stadtzentrums feierten, Hand in Hand, Alt und Jung gemeinsam die Gegenwart Jesu Christi des Befreiers.

Hand in Hand "umarmten" sie ihre Kathedrale


"Erzbischof Escobar, kreuzige dein Volk nicht noch einmal!"

Vor laufenden Kameras aus ganz Lateinamerika gaben die jugendlichen Initiatoren eine Pressekonferenz

Weiterführende Links zum Thema (auf spanisch):



- Positionierung und theologische Reflexion des ‘Colectivo Raíces’ (StudentInnen der Maestría en Teología Latinoamericana de la Universidad Centroamericana ‘José Simeón Cañas’ UCA, San Salvador)




- Ausführlicher Artikel der renommierten Onlinezeitung ‘El Faro‘




- Bericht über den friedlichen Protest vor der Kathedrale