Sonntag, 24. März 2013

Zu den Mayas!

Könnte sich die Sonne nicht ein klein wenig langsamer um die Erde drehen und so jedem Tag ein paar Stunden mehr schenken? Schon wieder ist es fast 1.00 Uhr morgens und ich hätte noch so einiges zu tun... aber jetzt ist erstmal Schluss. Die Karwoche steht bevor und das bedeutet, auch wenn das Semester eben erst begonnen hat, eine Woche Ferien an der UCA und so ziemlich jeder öffentlichen Einrichtung hier in El Salvador. Die Menschen fahren in die Berge, an den Strand oder besuchen ihre Familien in den Provinzen.
Auch ich werde mich auf den Weg machen und morgen früh, dank der Einladung meiner Compañera Estela, für eine Woche nach Guatemala fahren. Dort werden wir Guatemala City und hoffentlich die, wie mir jeder versichert, wunderschöne Kolonialstadt Antigua besuchen und Ostern in den Bergen des Quiché in einer Maya Gemeinde feiern. Eine großartige Gelegenheit für die ich sehr dankbar bin. Und eine Auszeit die mir gerade recht kommt, nach all den Turbulenzen, Anstrengungen und Eindrücken der letzten sechs Wochen. Eine Woche ohne e-mail, facebook und Handy und endlich mal wieder kühle Bergluft schnuppern...ich freu mich drauf.

Euch allen jetzt schon einmal eine besinnliche Karwoche und ein frohes und gesegnetes Osterfest.
Fuertes abrazos desde San Salvador a todo el mundo,
Benjamin

Freitag, 22. März 2013

Eine Hoffnung die nicht abwartet

Gleichmäßig, fast einschläfernd, begleitet von einem leisen Surren drehen sich die Rotorblätter des Ventilators an der Decke der "Pescadería", wo ich wie so oft in der angenehmen Gesellschaft meiner quirligen Nachbarinnen die Mittagspause verbringe, wenn die Hitze draußen einem den Atem nimmt. Die Stoßzeit ist vorüber, die meisten Gäste sind gegangen, die Angestellten machen die Kasse und räumen auf. Im schattigen Restaurant nur ich und der sich unermüdlich drehende Ventilator. In diesem Dämmerzustand sehe ich die vergangene Woche nocheinmal vorüberziehen.

"Ya basta de sufrimiento para el Pueblo", ruft eine bunte Menschenmenge, die sich durch die engen Straßen des Zentrums von San Salvador schiebt und riesige Transparente im kühlen Abendwind wehen lässt...

Der März ist für die Salvadoreños in vieler Hinsicht ein bedeutender Monat. Die Mango Saison beginnt, die Studenten kehren an die Universitäten zurück, die Ferien der Semana Santa (Karwoche) stehen bevor und zu den Zeiten des Bürgerkriegs war merkwürdigerweise stets der März der ereignisreichste Monat, weshalb viele Gedenkveranstaltungen stattfinden. Zum bedeutendsten Datum in diesem Monat und vielleicht im ganzen Jahr für das salvadorianische Volk möchte ich hier ein wenig weiter ausholen. Am 24. März feiert das ganze Land den 33. Todestag seines größten Helden, Heiligen, Propheten und Märtyrer, Óscar Arnulfo Romero. - Wer war Romero? Diese Frage zu beantworten, ohne auf die Geschichte, die soziale und politische Realität El Salvadors zu seiner Zeit einzugehen ist unmöglich. Zu eng ist seine Person mit diesem Land und seinen Menschen verwoben.
Das 20. Jahrhundert stand in El Salvador weitestgehend im Schatten zahreicher grausamer Militärdiktaturen. Das Land und die Macht lag in den Händen einiger weniger reicher Familien in deren Sklaven- und Feudaldienst das restliche Volk stand. Das Militär sicherte die Sicherheit und die Privilegien dieser Oligarchie. Zahlreiche Massaker, u. a. die nahezu vollständige Ausrottung der indigenen Bevölkerung in den 30er Jahren überschatteten das Land. In den 1970er Jahren nach einer weitgehenden Industrialisierung, wachsender Armut in den Städten und stärker werdenden Gewerkschaften und sozialen Bewegungen nahmen die staatliche Repression und Gewalt stetig zu. Die Führungsriege fürchtete um ihre Macht. Die katholische Kirche, der so gut wie die gesamte Bevölkerung angehörte, stand traditionell auf der Seite der herrschenden Klasse und befasste sich nicht mit Politik. Lediglich eine kleine Gruppe von Arbeiter- und Bauernpriestern, vornehmlich Jesuiten, unterstützten das Volk in seiner Befreiungsbewegung, setzte sich für Bildung und Alphabetisierung der Bauern ein und erschloss ihnen die revolutionäre Botschaft des Neuen Testaments. Die Elite beobachtete diese Basisbewegungen mit einigem Unmut und machte machte sich bei der Ernennung eines neuen Erzbischofs von San Salvador für Óscar Romero, einen konservativen, verkopften Theologen stark, der wenig für die aktuelle politische Situation übrig hatte. Anfang 1977 wurde Romero als Erzbischof von San Salvador eingeführt, zur Enttäuschung sämtlicher progressiven Kräfte des Landes. Romero war wenig beliebt und galt als Marionette der Macht. Dies sollte sich jedoch bald ändern. Es war wohl der kaltblütige Mord am Jesuitenpater Rutilio Grande im März 1977 durch die Militärs, der trotz seiner revolutionären Gesinnung der engste Freund und Vertraute Romeros gewesen war, der dem Erzbischof die Augen öffnete und zu einem radikalen Wandel seiner Gesinnung führte. Fortan brach Romero mit allen Tabus, stellte sich entschieden auf die Seite des Volkes und verurteilte öffentlich jegliche Form der Gewalt. Er besuchte die Bauerngemeinden in den entlegendsten Winkeln des Landes, um sich ein Bild von der Situation seines Volkes zu machen und klagte in seinen Sonntagspredigten, wortgewandt und poetisch die staatliche Repression an. Bald wurden Romeros Predigten in ganz Mittelamerika per Radio ausgestrahlt und der Erzbischof war weltweit bekannt. Von seinen einstigen Freunden im Bischofskollegium und dem Vatikan verlassen, sah er sich bald alleine einem grausamen Staatsapparat gegenüber, der mit perverser Gewalt, Folter, Vergewaltigungen, Massakern die eigene Bevölkerung zu Grunde richtete. Eine absurde Vorstellung, der kein Vergleich gerecht werden kann, und die, in die Gegenwart geholt, vielleicht am ehesten mit den Bildern der Gewalt in Libyen und Syrien assoziert werden kann. Wie auf der einen Seite die Anhänger im Volk, summierten sich auf der anderen Seite die Morddrohungen gegen Óscar Romero. Am 23.03.1980 hielt er seine letzte und bedeutendste Sonntagspredigt, in der er das Regime offen verurteilte und alle Soldaten zum Ungehorsam gegenüber demselben aufrief, indem er ihnen in aller Deutlichkeit bewusst machte, dass sie ihre eigenen Brüder und Schwestern töteten. Am Tag darauf wurde Óscar Arnulfo Romero während der Feier der Eucharistie von einem staatlichen Auftragskiller am Altar niedergeschossen.

Hymne an den Propheten von der salvadorianischen Musikgruppe "Yolocamba Ita" mit Ausschnitten aus dem Hollwood-Film "Romero" von 1989

Das salvadorianische Volk stand geschlossen hinter seinem gefallenen Bischof. Bis heute, 33. Jahre nach seinem Tod, wird Romero von allen ganz gleich ob katholisch, evangelisch-freikirchlich oder atheistisch als Heiliger und Held des Volkes verehrt. Sein Todestag wird gemeinhin als Beginn des zwölfjährigen Bürgerkrieges in El Salvador betrachtet. Sein Geist und seine Worte wirken bis heute weit über die Grenzen dieses kleinen Landes hinaus und gehören zum Fundament der lateinamerikanischen Emanzipations-und Befreiungsbewegung.
Jedes Jahr im März wird dem ewigen Erzbischof San Salvadors mit einem gigantischen Gedenkmarsch gehuldigt. Auf der Plaza de las Américas versammeln sich Gläubige, Visionäre, Kommunisten, Studenten, Arme, Ausgegrenzte, Alte, Junge um gemeinsam schweigend, singend, Parolen schreiend, lachend knapp zwei Stunden durch die Straßen der Hauptstadt bis vor die Kathedrale zu ziehen, wo auf dem Vorplatz die Gedenkmesse für Monseñor Romero gefeiert wird. In diesem Jahr hatte ich die Gelegenheit dieses Großereignis mitzuerleben. In meiner Erfahrung war es mehr als eine reine Gedenkveranstaltung, es war ein Marsch des Lebens und der Gerechtigkeit, der Ruf eines Volkes, das trotz Demokratisierung und Friedensprozess weiterhin im skandalösen Sklavendienst der herrschenden Klasse steht und täglich ausgebeutet, misshandelt und ermordert wird. Die Strukturen haben sich kaum verändert, nur die Feudalherren sind heute nicht mehr die nationalen Großgrundbesitzer auf ihren Haciendas, sondern die multinationalen Konzerne einer globalisierten, neoliberalen Marktwirtschaft in ihren gläsernen Wolkenkratzern. In der Messe vor der Kathedrale, in den Bitten der Gläubigen, in den Liedtexten der "Misa Popular Salvadoreña", der salvadorianischen Volksmesse, sind diese Zeugnisse aus der Vergangenheit, das Leid der Gegenwart  und die Besorgnis um eine lebenswürdige Zukunft nicht zu überhören. Damit erfüllt sich eines der berühmtesten Zitate Romeros: "Wenn sie mich umbringen, werde ich in meinem Volk auferstehen." Die Worte Romeros, die hier im einstimmigen Ruf des Volkes "Ya basta de sufrimiento para el Pueblo" (Schluss mit dem Leiden des Volkes) auferstehen scheinen auch künftig nicht zu verstummen und ihr Heiliger somit weiterzuleben.
Teil dieser aktiven, mitreißenden Bewegung sein zu dürfen, die kein Blatt vor den Mund nimmt und offen die Probleme und Missstände unserer Zeit anspricht ist eine beeindruckende Erfahrung und macht mir Mut, weiter dieses spannende Land und seine ausdauernden und hoffnungsvollen Menschen kennenzulernen. Eine Hoffnung die nicht stillsteht und fromm abwartet, sondern zupackt, unterwegs ist und verändert.

Plaza de la s Américas y del Divino Salvador del Mundo in San Salvador


Ein riesiges Transparent zeigt das Konterfei von "San" Romero de América


Weihbischof Gregorio Rosa Chávez begleitete den bunten Menschenzug durch die Straßen

Alle waren sie gekommen, um ihren Heiligen zu feiern
Ein ungewöhnliches Erlebnis - Pupusas Essen mitten auf der Asphaltfahrbahn auf dem gewöhnlich vom Verkehr verstopften Vorplatz der Kathedrale 
..."Un refresco de mango!", schallt es vom Bürgersteig herein. Der Ventilator dreht sich unverändert, geduldig eine sanfte Brise spendend, als die Señora aus der Küche des Restaurants herausschießt, um die Kundin zu bedienen. Ich reibe mir schläfrig die Augen. Der Morgen war anstrengend, ein weiterer Termin beim Bildungsministerium im Zentrum, Busfahren, halbrecherisch Straßen überqueren, warten, schwitzen. Eine herzhafte "torta mexicana" und ein Jamaica-Saft in der "Pescadería" bringen mich wieder zurück unter die Lebenden. Ich verabschiede mich, gönne mir eine kalte Dusche und mache mich fertig für die Uni. 17.00 Uhr ist Vorlesungsbeginn, zuvor muss ich noch zwei Kapitel Methodenlehre lesen. Man könnte fast den Verdacht erheben, eine gewisse Routine hätte eingesetzt, ein gutes Gefühl nach sovielen Unordnung.

Aus der alles anderem als langweiligen Routine ganz bald schon mehr. Mit herzlichen Grüßen aus San Salvador,
Benjamin :)

Dienstag, 12. März 2013

Ankommen...

Neubeginn braucht Kraft, Ruhe und Zeit. Diese Erfahrung habe ich in den vergangenen beiden Wochen, seit meinem letzten Blogeintrag gemacht. Manch einer mag sich vielleicht gewundert haben, wo ich wohl stecke und warum ich so plötzlich nichts mehr von mir hören lasse. Nun, ich habe diese Zeit gebraucht und sie genutzt, ein Stück weit los zu lassen, hier in dieser neuen Umgebung anzukommen, Fuß zu fassen. Denn wer nicht loslässt und aufbricht kann niemals ankommen. Es geht mir gut. Ich habe keine großen Abenteuer zu berichten in diesen Tagen, nur kleine, viele kleine. Begegnungen, Augenblicke, Anblicke, kleine Wunder, wie einzelne farbige Steine die zusammen ein buntes Mosaik bilden, mein Leben in El Savador.
Ich durfte vieles kennenlernen in den letzten Tagen und Wochen, vielleicht so vieles, dass ich es selbst kaum fassen, ergründen kann. Die Anfangseuphorie, in der man alles was einem in dieser neuen Welt begegnet ungefiltert aufsaugt, ist verflogen. Dies bedeutet keineswegs, dass meine Begeisterung und mein Staunen über dieses Land und seine Menschen verblasst ist, sondern vielmehr, dass es bereits ein Teil von mir geworden ist. Diese Tage der (relativen) Ruhe und des Ankommens waren sehr gut und ließen mich etwas mehr begreifen was vor sich geht.
Wie ich schon einmal erwähnte, wohne ich seit mittlerweile einem Monat in einer WG direkt neben der Uni in der Calle del Mediterráneo. Eine WG wie ich sie mir hier besser kaum vorstellen hätte können. Nun gut, es ist vielmehr ein Haus in dem Zimmer für junge Leute vermietet werden, die meisten studieren, andere arbeiten bereits. Außer mir wohnen hier Carlos, von dem ich bereits geschrieben habe. Der Informatikstudent ist passionierter Musiker, schreibt seine eigenen Lieder und ein  großer Künstler mit dem Wort und der Gitarre. Alonso ist seit kurzem fertig mit seinem Jurastudium und arbeitet als Anwalt bei einer staatlichen Behörde zum Schutz der Kinderrechte. Arnoldo ist Theologiestudent im letzten Jahr. Sara hat ihr Studium auch bereits abgeschlossen und arbeitet im Management einer großen Spielwarenkette. Die beiden Jüngsten, Jorge und Orlando, haben soeben ihr zweites Jahr an der UCA begonnen und studieren Psychologie und Ingenieurswesen. Auch wenn wir keine gemeinsame Küche oder einen Aufenthaltsraum haben verbringen wir recht viel Zeit zusammen. Meistens abends sitzen wir in unserem kleinen Innenhof, essen zusammen, spielen Gitarre, lassen bei einer endlich kühlen Brise den Tag ausklingen.
Meine Tage haben hier noch recht wenig Struktur. Das Studium beginnt erst morgen, die Vorlesungen werden von 17.00 bis 20.00 sein. Für den Vormittag suche ich gerade noch ein Projekt oder eine Einrichtung in dem ich ehrenamtlich mitarbeiten kann, eine Arbeitsgenehmigung habe ich ja nicht. Doch da findet sich sicher etwas. Bisher war ich tagsüber zumeist damit beschäftigt e-mails an verschiedenste Institutionen zu schreiben, Behörden aufzusuchen, Dokumente vorzubereiten, Kopien zu machen. Ich war letzte Woche mehrmals bei der Migrationsbehörde und habe mittlerweile sogar meine vorläufige Aufenthaltsgenehmigung. Bei der Uni bin ich nun auch endlich eingeschrieben nach zahlreichen, Terminen, Fristen, Telefonaten. Um genau zu sein habe ich in den letzten Wochen einen  Behörden- und Bürokratiemarathon durchlaufen, wie ich ihn mir in den kühnsten Träumen nicht hätte vorstellen können und der mich sehr viel Zeit und Energie gekostet hat. Und dies ist erst der Anfang. Um meinem Studium hier letztlich Gültigkeit zu verleihen muss ich all meine bisherigen Zeugnisse, zumindest das Abiturs- und das Bachelorzeugnis hier beim Bildungsministerium vorlegen und anerkennen lassen. Ein Vorhaben, dass mir bereits jetzt Schweißausbrüche verursacht und über das ich an dieser Stelle nicht mehr Wort verlieren möchte. ;)

Ein Abend auf unserem WG-"Balkon"

Meine neue "Küche"

Ohne Worte
Heute am 13.03.2013 beginnt hier an der UCA das neue Semester, morgen meine Vorlesungen. Ich bin sehr gespannt darauf und freue mich. Ach ja, heute am 13.03.2013 hat sich die heilige katholische und apostolische Kirche auch einen neuen Oberhirten beschert. Der argentinische Kardinal Jorge Mario Bergoglio ist seit heute "el Papa Francisco I." Den Beginn des Pontifikats des ersten lateinamerikanischen Papstes, eines Jesuiten, in Lateinamerika zu erleben ist etwas besonderes und verspricht spannend zu werden, vielleicht gerade auch an einer Jesuitenuniversität. Ich wurde bereits von Menschen aus anderen Teilen der Welt berechtigterweise gefragt, wie die Wahl dieses Papstes hier in Lateinamerika aufgenommen wurde, was zu erwarten sei.
Bisher hatte ich leider noch keine Zeit mich näher mit der Sache auseinanderzusetzen und kann wenig über das sagen was kommen könnte. Ich habe lediglich in der ersten verhaltenen Hysterie hier und da einige Fetzen aufgeschnappt, u. a. auch von hier lebenden Argeninier/innen selbst. "Kardinal der Armen", "während der Militärdiktatur in Argentinien hat er sich einiges zu schulden kommen lassen", "unser 'geliebter' Bergoglio". Was all das zu bedeuten hat wird sich zeigen. Was ich insgesamt wahrnehme in dieser Gesellschaft in der heute "nur" noch ca. 50% der Bevölkerung katholisch sind (vor 25 Jahren waren es noch weit über 90%; evangelische Freikirchen aus den USA schießen hier überall aus dem Boden), ist, dass der Vatikan und der Papst weit weit weg sind und so manches was in Rom gesagt wird den Alltag und die Lebensrealität der Menschen hier (auch der Katholiken) nur unwesentlich tangiert. Dies ist meine rein subjektive Wahrnehmung.
Eine kleine Anekdote, wie ich selbst von der Wahl erfahren habe und die ich vermutlich nie wieder vergessen werde, möchte ich dennoch berichten.
Ich war wie so oft um diese Zeit zum Mittagessen im "Comedor de la abuela" bei mir um die Ecke, einem kleinen Familienrestaurant, das federführend von einer beeindruckenden älteren Dame, schätzungsweise um die 80, betrieben wird und wo es ein köstliches mittelamerikanisches Mittagsmenü gibt. Ich hatte kurz zuvor Theresa auf der Straße getroffen, eine gute Bekannte, Deutsche, und ehemalige Studentin der UCA, die mit ihrem Mann, einem Argentinier, ganz in der Nähe wohnt. Wir aßen also zusammen. Plötzlich erhielt sie eine SMS von ihrem Mann Eduardo, der schrieb: Es gibt einen neuen Papst, er ist Argentinier. In einer gewissen Euphorie des Augenblicks blickten wir uns an und Theresa rief der der Señora, die im Restaurant bedient zu: "Ya hay papa!" (Es gibt einen Papst!) Die Frau schaut sie einigermaßen verdutzt an und fragt: "Así, de verdad? Ya trajeron la papa?" (Ach tatsächlich? Haben sie die Kartoffeln schon geliefert?). Allgemeine Verwirrung. Man muss dazu wissen, dass "papa" im lateinamerikanischen Spanisch sowohl das Wort für Papst (el papa) als auch für Kartoffel (la papa) ist. Als sich das Missverständnis aufklärt ist das Gelächter nicht mehr aufzuhalten. Keiner hatte hier mit einem so schnellen Ausgang des Konklaves gerechnet. Im Nebenzimmer wurde das Fernsehgerät eingeschaltet und gespannt den ersten Worten des neuen Pontifex Maximus (Oberster Brückenbauer) gelauscht. Welche Taten auf diese Worte folgen bleibt abzuwarten, zu hoffen bleibt, dass er viele Brücken bauen wird, Brücken zu den Völkern dieser einen Welt, Brücken zu den unterschiedlichen Religionsgemeinschaften und Brücken in diese, unsere Zeit.

Es tat gut wieder einmal zu schreiben und ich wünsche mir dies öfter tun zu können. Ich freue mich von euch zu Hause und aus der ganzen Welt zu hören und hoffe, dass auch in Deutschland der Schnee bald schmilzt und der Frühling endgültig Einzug hält. Hier in San Salvador ist die Hitze mittlerweile fast unerträglich geworden. Ich habe eine sehr enge Beziehung zu meinem 5-Gallonen-Trinkwasserspender aufgebaut und schleppe mich die nötigsten Meter zum nächsten Laden und zur Uni.
Die besten Grüße aus San Salvador al mundo und bis ganz ganz bald,
Benjamin